Sprünge und Elastizität 


Sprünge, die weiterbringen – nicht höher. Warum weniger oft mehr ist


In der Barfussschule sprechen wir selten über spektakuläre Boxjumps oder explosive Maximalkraft. Uns interessiert vielmehr: Wie kann ein Sprung effizient sein? Wie lässt sich Vorwärtsbewegung mit möglichst wenig Energie gestalten – und trotzdem mit Leichtigkeit?

Der Schlüssel liegt in der Biomechanik der Elastizität – und in einem besseren Verständnis von Bodenkontakt, Gelenkbeweglichkeit und neuronaler Steuerung von Bewegungen.




1. Der Fuß als Trampolin: Nur mit Range of Motion


Effiziente Sprünge nach vorn benötigen eine entscheidende Voraussetzung: volle Beweglichkeit in Sprunggelenk und Zehengrundgelenken (medizinisch: Articulatio metatarsophalangea). Nur wenn hier genügend Range of Motion (ROM) vorhanden ist, kann der Fuß seine natürliche Federwirkung entfalten.

Warum das wichtig ist?
Die plantare Faszie, die Achillessehne und andere elastische Elemente des Fußes spannen sich bei Landung – aber nur, wenn der Bewegungswinkel stimmt. Ist der ROM eingeschränkt, wird der Fuß vertikaler belastet. Der Schwung geht dann eher in die Höhe statt nach vorne – was für effiziente Vorwärtsbewegung kontraproduktiv ist.

🧘‍♂️ Übung zur ROM-Verbesserung (siehe Bild oben):
Aus dem Kniesitz (Fersensitz mit aufgestellten Zehen) langsam in die Western Squat übergehen (tiefe Hocke mit weit geöffneten Knien und Ferse nicht auf dem Boden).
👉 Halte dabei den Körper aufrecht, das Gewicht mittig verteilt.
👉 Wechsle mehrmals hin und her – sanft, ohne Muskelkraft, nur mit Schwerkraft und Atem.
Diese Bewegung verbessert die Mobilität in Sprunggelenk, Großzehe und Hüfte und bereitet optimal auf elastische Sprünge vor.




2. Längerer Bodenkontakt statt „Kontaktzeit-Minimierung“


Viele Trainer propagieren kurze Bodenkontaktzeiten. Doch genau hier setzen wir ein Fragezeichen.
In der Barfussschule beobachten wir:
👉 Ein länger aufliegender Fuß kann elastische Strukturen besser nutzen.
👉 Die Achillessehne und die Plantarfaszie spannen sich durch die Vorwärtsbewegung automatisch – ohne Muskelarbeit.

Das funktioniert am besten, wenn die Tibia (Schienbein) nach vorn über das Sprungbein schwingt – die Wade muss dabei nicht exzentrisch gegenhalten. Im Gegenteil: Wenn der Tonus niedrig bleibt, arbeiten die elastischen Strukturen am besten.




3. Tonus runter, Effizienz rauf: Das Kleinhirn trainieren


Was den meisten fehlt, ist kein Muskel – sondern ein anderes Bewegungskonzept.

Effizientes Springen entsteht nicht durch bewusste Anspannung, sondern durch die Nutzung automatischer Programme. Das bedeutet konkret:

  • Weniger Großhirn, mehr Kleinhirn.
  • Weniger Wille, mehr Reflex.
  • Weniger Tonus, mehr Elastizität.



Trainiert wird das über Wiederholung – aber ohne Muskelbrennen, ohne Schwere. Der Körper liebt langweilige Reize: Sobald er eine Bewegung kennt, gestaltet er sie energiesparend und reflexgesteuert.




4. Die Übung: Springen ohne Nachdenken


🧠 Ziel: Bewegungsautomatismen aktivieren, nicht Kraft steigern.
👣 Setup: Zwei Stepper (15 cm hoch), im Abstand von ca. 80 cm.
🔁 Ablauf:

  • Auf den ersten Stepper steigen.
  • Locker auf den Boden hüpfen.
  • Direkt mit einem entspannten Vorwärtssprung auf den zweiten Stepper landen.
  • Ohne Pause zurück, wiederholen.



Durch die Wiederholung wird der Bewegungsablauf effizienter, der Tonus sinkt, das elastische System arbeitet autonom. Genau das wollen wir.




Fazit: Weniger Spannung, mehr Spannkraft


Effizientes Springen braucht keine Maximalspannung – sondern ein System, das sich selbst optimiert, wenn man es lässt. Das bedeutet:

  • ROM verbessern, besonders im Vorfußbereich.
  • Bodenkontakt zulassen, statt ihn reflexhaft zu verkürzen.
  • Wahrnehmung schulen, statt Muskelmasse aufzubauen.



Denn wer sich auf das Spüren, Springen und Landen einlässt, entdeckt:
👉 Elastizität ist kein Muskelphänomen.
👉 Sie ist ein Geschenk der Biomechanik – wenn wir es annehmen.




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