Warum Entspannung nicht performt werden kann!



Oder: Wie ein gestresster Marathon-Manager endlich loslässt

Ich bin Konrad von Sprintberg, CEO, CFO, COO und MVP meiner eigenen Effizienz. Mein Tag ist ein perfekt geöltes Uhrwerk, mein Kalender durchgetaktet wie ein Schweizer Chronograph. Deadlines, Calls, Workouts – alles optimiert auf maximale Performance.


Und dann kommt das Laufen. Mein heiliger Graal der Selbstoptimierung. Jeder Schritt ein Investment in meine Zukunft, jeder Kilometer ein Statement meiner Disziplin. Doch dann lese ich etwas, das mich zutiefst verstört:

“Nach dem Lauf solltest du dich entspannen.”

Ent… was?! Ich soll einfach so NICHTS tun? Einfach aufhören, Spannung zu erzeugen? Das widerspricht allem, wofür ich stehe.

Das Paradoxon der Entspannung

Ich bin ein Mann der Tat. Ein Problemlöser. Und das Problem ist: Entspannung ist kein To-Do-Punkt. Es gibt keinen KPI, keine messbare Produktivität. Sie ist das Gegenteil: das Nicht-Tun. Und genau darin liegt das Problem.

Wir sind darauf programmiert, Fortschritt zu erzielen, Kontrolle zu haben. Aber genau diese Kontrolle steht uns hier im Weg. Ich kann nicht aktiv „entspannen“, so wie ich eine Excel-Tabelle optimiere. Vielmehr muss ich aufhören, Spannung zu erzeugen.

Klingt einfach? Ist es nicht.

Das Pendel der Spannung

Die progressive Muskelentspannung (PMR) nach Jacobson zeigt uns genau das: Wer bewusst anspannt, kann hinterher leichter entspannen. Es ist wie ein Pendel: Ziehe ich es nach oben (Spannung), schwingt es später auf der anderen Seite in die Entspannung.

Laufen ist eine Form der Spannung. Beim Joggen spannen wir Muskeln an, setzen unseren Körper unter Stress. Doch sobald wir stehen bleiben, könnte Entspannung von selbst kommen.

Könnte.

Wenn ich sie denn zulassen würde.

Der Trick: Mini-PMR nach dem Lauf

Da ich nicht einfach von „CEO-Modus“ in „Zen-Mönch-Modus“ umschalten kann, brauche ich eine performante Methode, die mir das Entspannen erleichtert, ohne meine wertvolle Zeit zu vergeuden.

Hier kommt die Mini-PMR ins Spiel:
1. Alle Muskeln für 10 Sekunden anspannen – Ja, wirklich ALLE. Vom kleinen Zeh bis zur Stirn.
2. Tief durchatmen und loslassen – Schultern sinken lassen, Gesicht entspannen, Kiefer lösen.
3. Spüren, was passiert – Keine Bewertung, kein „Funktioniert das jetzt?“, einfach fühlen.

Ergebnis? Ich merke, dass ich weniger angespannt bin. Und das, obwohl ich immer noch das Gefühl habe, etwas getan zu haben.

Bonus: Das „Menschliche Reset-Kit“


Falls das noch nicht reicht, gibt es noch ein paar einfache „Tricks“ aus dem Jahrtausende alten Menschsein:

 • Gähnen – Setzt entspannende Neurotransmitter frei.
Seufzen – Der schnellste Weg, Spannung loszuwerden.
Stöhnen – Ja, ernsthaft. Warum machen wir das sonst automatisch nach Stress?
• Räkeln und Strecken – Bringt das Nervensystem in den Ruhemodus.
• Augen reiben – Fördert parasympathische Aktivität und signalisiert dem Gehirn: „Hey, entspann dich!“

Chemie der Entspannung – Ein Blick unter die Haube

Warum funktioniert das alles? Weil unser Nervensystem so gebaut ist:

 • Laufen aktiviert das sympathische Nervensystem – Herzfrequenz hoch, Muskeln angespannt, Energie bereitgestellt.


 • Entspannung aktiviert das parasympathische Nervensystem – Puls sinkt, Muskeln lockern sich, Regeneration beginnt.

Durch bewusstes Seufzen, Gähnen oder Mini-PMR trickse ich mein Nervensystem aus und schalte schneller auf Entspannung um.

Fazit: Weniger Tun, mehr Sein

Als Konrad von Sprintberg, Großmeister der Effizienz, fällt mir das schwer. Ich bin darauf trainiert, immer eine Lösung zu suchen. Aber hier gilt:

Ich kann Entspannung nicht machen – ich kann sie nur geschehen lassen.

Und wenn ich mir das erlaube, dann passiert etwas Magisches: Mein Körper regeneriert schneller, meine Mikroverletzungen heilen, meine Leistungsfähigkeit steigt.

Und das Beste? Ich muss dafür nichts tun.

Oder, um es in den Worten des berühmten Philosophen Homer Simpson zu sagen:
“Wenn etwas schwer ist, dann war es einfach nicht dafür gedacht, gemacht zu werden.”

Also: Nach dem Lauf einfach mal loslassen. Tief durchatmen. Und merken, dass echte Leistung nicht nur aus Anspannung besteht – sondern aus dem Wechselspiel von Spannung und Entspannung.