Die TIEFE HOCKE ist kein Muss!
Warum ich an der tiefen Hocke gescheitert bin (und warum das völlig okay ist)
Auf dem Bild oben ist Roman!
Ich bin Per-Olof, 50 Jahre alt, seit 14 Jahren barfuß oder in Barfussschuhen unterwegs – und an einer Disziplin immer gescheitert: der tiefen Hocke.
Dabei galt sie, als die Barfußlaufbewegung so richtig Fahrt aufnahm, als das ultimative Maß für Mobilität. Wer nicht in die tiefe Hocke kam, so hieß es damals, sollte vielleicht besser gar nicht erst barfuß laufen. Und obwohl ich wusste, dass das Quatsch ist, hat es mich lange gewurmt. Ich habe probiert, trainiert, gestretcht – und bin trotzdem immer wieder wie ein umkippender Turm nach hinten gefallen.
Die Sprunggelenk-Falle
Natürlich könnte man jetzt sagen: "Klar, Per, dein Sprunggelenk ist das Problem!" Wenn ich mich auf eine Schieferplatte stelle, also mein Sprunggelenk künstlich entlaste, klappt die tiefe Hocke problemlos. Das zeigt, dass zumindest ein Teil der Limitierung dort liegt. Aber ist das Sprunggelenk wirklich der einzige Schuldige?
Definitiv nicht!
Denn das eigentliche Problem beginnt oft schon vorher: Unser Körperschwerpunkt bleibt nicht über den Füßen. Wer beim Runtergehen merkt, dass er nach hinten kippt, kämpft nicht nur mit steifen Sprunggelenken – sondern mit einer ganzen Reihe biomechanischer Gegebenheiten, die gegen ihn arbeiten.
Warum die tiefe Hocke für mich (und viele andere) unmöglich bleibt
Lange habe ich geglaubt, dass ich einfach nicht genug geübt habe. Doch irgendwann dämmerte es mir: Vielleicht bin ich einfach nicht für die tiefe Hocke gemacht. Und das hat viele Gründe.
1. Meine skandinavische Herkunft
Ich bin halb Schwede – und wenn man sich die durchschnittlichen Skandinavier so anschaut, wird schnell klar: Wir sind eher für lange Spaziergänge im Fjordgebiet gebaut als für eine tiefgehende Hocke am Lagerfeuer. Unsere Knochen sind tendenziell länger, die Hebel ungünstiger. Kein Wunder, dass ich mich in dieser Position fühle wie ein Elch auf Glatteis.
2. Das Verhältnis von Ober- zu Unterkörper
Asiatische Menschen haben oft einen etwas kürzeren Oberkörper und kräftigere Beine – ein echter Vorteil für die tiefe Hocke. Je mehr Masse im Unterkörper steckt, desto einfacher bleibt der Schwerpunkt über den Füßen. Ich hingegen bin im oberen Bereich etwas üppiger ausgestattet, was dazu führt, dass mein Körperschwerpunkt beim Runtergehen automatisch nach hinten kippt.
3. Die Anordnung der Hüftpfannen
Nicht jede Hüfte ist für tiefe Hocken gemacht. Manche Menschen (vor allem mit der sogenannten "slawischen Hüfte") haben Hüftgelenke, die von Natur aus eine größere Außenrotation erlauben – perfekt für die tiefe Hocke. Andere (zum Beispiel mit einer "keltischen Hüfte") haben eine Hüftanatomie, die eher für Powerlifting oder Baumstammschleppen im Hochland optimiert ist. Ich persönlich tippe darauf, dass meine schwedisch-keltische Mischung hier eher hinderlich als förderlich war.
Den Punkt mit den Hüftpfannen habe ich mal von Wiktor Diamant so aufgeschnappt und nun weitergeplappert.
4. Die Länge der Oberschenkelknochen
Wer lange Oberschenkel hat, muss seinen Oberkörper umso weiter nach vorne neigen, um das Gleichgewicht zu halten. Das funktioniert nur, wenn die Sprunggelenke genügend Mobilität mitbringen – was sie bei mir nicht tun. Also kippe ich einfach nach hinten.
5. Gewohnheit und Alltagskultur
Wer von klein auf regelmäßig in die tiefe Hocke geht, behält diese Fähigkeit oft ein Leben lang. In Asien ist das ganz normal – Menschen warten, essen oder arbeiten in dieser Position. In Skandinavien (und generell in westlichen Ländern) hingegen? Fehlanzeige. Wir sitzen auf Stühlen, Bänken oder Sofas und nutzen die tiefe Hocke höchstens mal unfreiwillig beim Camping. Da ist es kein Wunder, dass mein Körper diese Bewegung nicht als "Alltagstauglich" abgespeichert hat.
6. Der berühmte "Arsch-zu-schwer-Faktor
Ich habe mich lange gefragt, warum es vielen Frauen leichter fällt, in die tiefe Hocke zu kommen. Die Antwort ist einfach: Ihr Körperschwerpunkt liegt generell etwas tiefer als bei Männern, was das Gleichgewicht stabiler hält. Bei mir ist das genau umgekehrt – und sobald ich runtergehe, merke ich, wie meine Schwerkraft eher nach hinten zieht als nach unten.
Fazit: Warum die tiefe Hocke nicht das Maß aller Dinge ist
Ich bin mittlerweile entspannt damit, dass ich die tiefe Hocke nicht perfekt beherrsche. Ich kann trotzdem barfuß laufen, mobil bleiben und meine Gelenke gesund halten.
Ja, die tiefe Hocke kann ein guter Test für die Beweglichkeit sein – aber sie ist keine Bedingung für einen funktionierenden Bewegungsapparat. Entscheidend ist, wie gut wir uns im Alltag bewegen, nicht ob wir in einer Position verharren können, die für viele Menschen (mich eingeschlossen) biomechanisch einfach nicht ideal ist.
Und ganz ehrlich: Ich nehme lieber eine gute Fußhaltung und starke Beine mit ins nächste Jahrzehnt als mich weiterhin über eine Hocke zu ärgern, die mich immer wieder wie einen umfallenden Baumstamm aussehen lässt.
Barfußcoach werden – Deine Chance im März!
Vom 05.03.. bis 08.03. kannst du bei unserer Barfuß-Coach Stufe 1 Ausbildung an der Alanushochschule bei Bonn alles über Technik, Untergründe und das Barfußtraining lernen.
👉 Jetzt informieren und anmelden: www.barfussschule.de
Barfußschuhe & Sandalen – mit Rabatt!
• 20% Rabatt auf alle Vivobarefoot-Produkte mit dem Code: Vivobarefoot Schülerrabatt 20%
Beim Kauf im Rabattfeld eingeben auf vivobarefoot.de
• 5% Rabatt auf Earthrunners, Aylla Shoes & mehr:
👉 https://gofreeconcepts.de/?ref=BNol2