Ein Läufer

Ein „Läufer“
Laufen fiel mir in meiner Jugend eher leicht. Beim Fußball hatte ich am Ende noch Reserven und bei den regionalen Waldläufen war ich immer vorne mit dabei. Auf dem Tennisplatz war es meine Stärke, die Bälle so lange zu erlaufen, bis meine Gegner schließlich entnervt den Fehler machten. Zumindest in meiner kleinen Welt gehörte es für mich irgendwann dazu, dass ich ein guter Läufer und grundsätzlich sehr sportlich war.

Der Ehrgeiz als Antrieb
Ein Grund dafür, dass das recht lange so blieb, war mein stark ausgeprägter Ehrgeiz. Es war mein Antrieb, besser zu werden und nicht nachzulassen. Das hat zu guten Leistungen geführt und sich positiv auf mein Selbstvertrauen ausgewirkt, auch ausserhalb vom Sport. Die Kehrseite der Medaillie war, dass ich nicht gut verlieren konnte. Es war schlimm für mich zu verlieren, wenn andere besser waren. Noch schlimmer war es, wenn sie nicht besser waren.

Es lässt nach, doch der Ehrgeiz hält`s am Laufen
Die Jugend dauert bekanntlich nicht ewig und mit zunehmendem Alter wurde ich etwas ruhiger. Obendrein hatte ich zunehmend mehr Verpflichtungen. Erst Studium, dann Job, dann Familie und Job und so liessen auch die sportlichen Aktivitäten nach. Nur am Laufen hielten mein Ehrgeiz und ich fest. Weil die verfügbare Zeit begrenzt war, lief ich häufig vor der Arbeit. Oft auch in der Mittagspause und dann am Wochenende nochmal etwas länger. Wenn die Mittagspause mal kurz ausfiel, steigerte ich die Pace. “Damit es sich auch lohnt!“. Ich wollte mich wieder an das Leistungsniveau von früher heranarbeiten. Lauftechnik, Training und Ausrüstung, alles versuchte ich zu optimieren.

Leichtere Schuhe

Ich probierte mich dabei auch durch verschieden Laufschuhe. Immer wenn es wieder an der Zeit war, suchte ich nach besseren und vor allem möglichst leichten Modellen. Mich nervten die klobigen, schweren Schuhe mit immer dickeren Sohlen. Ich landete erst bei den leichteren Wettkampfschuhen, bei denen man bewusst auf unnötiges Material und Dämpfung verzichtete und dann schließlich bei Minimal- und Barfußschuhen. Einen Versuch war es Wert und irgendwie reizte es mich, das hinzubekommen.

Der erste Versuch – daneben

Meine ersten Läufe in Barfußschuhen brachten mir allesamt das gleiche: Einen furchtbaren Muskelkater in den Waden. Ich hatte mal gelesen, dass man in Barfußschuhen über den Vorfuß laufen muss. Das habe ich gemacht, ganz gezielt. Tja, zu wenig Wissen und zu viel Selbstvertrauen waren da wohl nicht die beste Kombination. Wirklich besser wurde es nicht mehr und mein normales Laufpensum konnte ich auf diese Art auch nicht halten. Grund genug für mich, die Barfußschuhe wieder aus meinen Laufequipment auszusortieren. Weggeben wollte ich sie aber nicht, denn im Alltag gefiel mir die zusätzliche Bewegungsfreiheit, der direkte Kontakt zum Boden und das geringe Gewicht sehr gut.

Der zweite Versuch – ganz anderes Laufen

Etwa ein Jahr verging, bis ich wieder über Natural Running und das Laufen in Barfußschuhen stolperte. Bei youtube lief jemand in Barfußsandalen und es sah nicht so aus, als würde er mit „Stahlwaden“ über den Vorfuß laufen.
Es wirkte locker und entspannt. Mit einem Jahr positiver Barfußschuherfahrung im Alltag und einem neuen Ansatz startete ich einen neuen Anlauf. Ich war geduldiger und tastete mich langsam heran. Nach den ersten paar Laufversuchen wusste ich, dass ich dran bleiben will. Dieses Mal war es anders und fühlte sich leichter und natürlicher an. Mit Hilfe erfahrener Coaches machte ich große Fortschritte und lerne bis heute dazu. Es rückte viel mehr das Laufen selbst in den Vordergrund als die Gründe, warum ich lief. Zeiten, Tempo, Distanz, Abnehmen, das wurde zur Nebensache.
Gesucht habe ich leichtere Schuhe, gefunden habe ich mehr Leichtigkeit  beim Laufen.

Das Barfußlaufen war nur der Anfang

Mittlerweile habe ich schon fast 5 Jahre Erfahrung mit dem Barfußlaufen. Ich habe eine Ausbildung zum Natural-Running Coach bei der Barefoot Academy gemacht, Barfuß-Workshops für die Freilaufmethode gegeben und die Bafußcoach Ausbildungen Stufe 1 und 2 bei der Barfussschule absolviert. Barfuß, in Sandalen oder in Barfußschuhen, ich habe weiterhin große Lust aufs Laufen. Ich durfte sehr viel lernen und ganz wunderbare Menschen kennenlernen. 
Ich werde weiterhin Workshops, Einzelcoachings und andere Angebote machen, um anderen den Zugang zu dieser wunderbaren Art zum Laufen zu erleichtern. Barfußlaufen ist mehr als nur die Schuhe auszuziehen. Und am Ende ist das Laufen nur der Anfang.


Go Barfuß! Stefan